Brauchen wir noch Prompting Guides?
Obwohl sich die Sprachmodelle rapide weiterentwickeln, stolpere ich immer noch und oft über Prompting Guides für Einsteiger:innen / Profis usw. Wenn ich mir die Entwicklung von KI ansehe, glaube ich, dass wir in Zukunft (heute schon?) gar keine Guides mehr brauchen. Vielleicht brauchen wir ein neues Verständnis davon, was es bedeutet, mit einer KI zu kommunizieren.
Was heute als „Prompting“ bezeichnet wird, sollte mehr sein als das Formulieren von Befehlen und Anweisungen. Es ist ein eigener Kommunikationsstil. Eine, die weder klassisches Programmieren noch klassisches Sprechen ist – sondern irgendwo dazwischen liegt.
Brauchen wir also ein neues Wort – oder zumindest eine neue Definition – für das, was wir tun?
Was die Kommunikation mit generativen KI-Systemen so besonders macht, ist ihre hybride Natur:
- Sie antwortet in natürlicher Sprache – fast wie ein Mensch.
- Aber sie ist nicht autonom, emotional oder interessiert – sie simuliert nur Verständnis.
- Sie reagiert auf wahrscheinliche Fortsetzungen, nicht auf wahre oder richtige.
- Sie verfolgt kein eigenes Ziel – ihr Ziel ist es immer, dein Ziel zu erreichen.
Die Kommunikation mit KI fühlt sich dialogisch an, ist aber strukturell asymmetrisch. Der Mensch führt. Die KI folgt. Und das mit beeindruckender Anpassungsfähigkeit – aber ohne Selbstbestimmung.
Es ist eine Kommunikation mit einer „zielneutralen Kooperationsmaschine“, die alles tut, um hilfreich zu sein. Und gerade deshalb ist sie anfällig für Überanpassung, Missverständnisse und Trugschlüsse. Nur weil ein System „wie ein Mensch klingt“, versteht es noch lange nicht wie ein Mensch.
Und doch führt eine offene Kommunikation, ein einfaches Gespräch mit der KI – zumindest bei mir – inzwischen zu deutlich besseren Ergebnissen als der Versuch, vorgefertigte Prompts zu verwenden. Und je besser die Sprachmodelle werden, desto stärker wird dieser Effekt sein.
Braucht es dann ein neues Wort für die Kommunikation mit KI? Denn das Sprechen mit KI unterscheidet sich aus den oben genannten Gründen vom Sprechen mit einem Menschen.
Aber vielleicht brauchen wir gar keinen neuen Begriff – sondern eine bewusste Neudefinition des Begriffs Prompting. Eine, die über das klassische „Anweisungen geben“ hinausgeht. Eine, die beschreibt, was wir tun sollten, wenn wir mit KI arbeiten: eine dialogische, lernende, kreative Steuerung.
🔁 Vorschlag für eine neue Definition:
„Prompting“ bezeichnet die zielgerichtete und dynamische Interaktion mit generativen KI-Systemen, bei der durch natürlichsprachliche Eingaben ein kontinuierlicher, probabilistischer Austausch entsteht. Dabei liegt die kommunikative Führung beim Menschen, der das Ergebnis durch Iteration, Kontextualisierung und Verfeinerung der Eingaben steuert.
Im Gegensatz zur zwischenmenschlichen Kommunikation ist Prompting ein asymmetrischer Prozess: Die KI hat weder Bewusstsein noch Intention, sondern optimiert ihre Antwort rein auf Basis statistischer Muster – mit dem Ziel, die menschliche Eingabe bestmöglich zu erfüllen.
Sicherlich etwas sperrig und natürlich in Zusammenarbeit mit KI entstanden. Aber immerhin.
Was wäre, wenn wir Prompting nicht mehr als technische Fähigkeit zur besten Befehlsformulierung begreifen, sondern als neue Kommunikationsform?